Ökumenische Johannisfeier

"Drei Chöre, drei Chorleiter. Es sind drei Konfessionen vertreten, die auch im ökumenischen Gesprächskreis arbeiten. Es ist ein Geschenk, das wir pflegen und weiterführen wollen", betonte Pastor Peter Borcholt von der ev. St.-Paulus-Kirche bei der ökumenischen Johannesfeier.

Zum ersten Mal nahmen auch Geschwister und Sänger aus den Gemeinden Sarstedt und Nordstemmen an der ökumenischen Johannisfeier teil. Das Fest wird in Sarstedt traditionell unter freiem Himmel im Boksbergwäldchen gefeiert.

Bei der Organisation der Johannisfeier wechseln sich die katholische Heilig-Geist-Gemeinde und die evangelischen Kirchengemeinden jährlich ab. In diesem Jahr war die evangelische St.-Paulus-Gemeinde Ausrichter des Festes, das am Abend des 24. Juni 2009 bei warmem Sommerwetter stattfand.

Durch gemeinsame Auftritte bei den Musiktagen bestehen gute Kontakte des Sarstedter Gemeinde- und Projektchores zu den Chören der St.-Paulus-Kirche und zur Dirigentin Anja Hinske-Schwedthelm. Sie leitet nicht nur den Kirchenchor, sondern auch den Kinderchor, die "Paulus-Tönchen". Weil beim Johannisfest die Musik schon immer eine zentrale Rolle spielte, kam es dazu, dass Sänger aus den NAK-Gemeinden Sarstedt und Nordstemmen ebenfalls zur musikalischen Gestaltung beitrugen.

Neben Anja Hinske-Schwedthelm dirigierten Heinz Mannke und Ralf Meier aus der Gemeinde Sarstedt den gemeinsamen Chor. "Masithi Amen" wurde zum Anfang gesungen. "Komm, bau ein Haus" und "Segne uns" sang gestenreich der Kinderchor.

Als Altar diente ein weiß eingedeckter Tisch, auf dem als rustikaler Schmuck ein Drahtkorb, gefüllt mit Zweigen, stand. Auf den Bänken, die im Halbkreis um Altar und Mikrofon gestellt waren, blieb kaum ein Platz frei, denn zahlreiche katholische, evangelische und neuapostolische Christen waren bei herrlichem Sommerwetter in das kleine Wäldchen gekommen.

Mitstimmendes Raunen war von den Besuchern zu hören, als Pastor Hans-Peter Borcholt die kurze Predigt mit den Worten begann: "Es ist noch ein halbes Jahr bis Heilig Abend." Dann führte er weiter aus, dass nach der biblischen Überlieferung Johannes der Täufer etwas älter als Jesus war. Die christliche Tradition habe daraus ein halbes Jahr gemacht. Johannes der Täufer hätte sein Leben als ein Verweisen auf einen anderen verstanden. Jesus und Johannes - getrennt und doch unlösbar miteinander verknüpft, Ende und Anfang, Tod und Auferstehung. Zwischen diesen beiden Welten gehen wir unseren Glaubensweg. Johannes machte sich klein, um Christus groß zu machen.Es folgte eine Lesung aus dem Matthäus-Evangelium, in deren Mittelpunkt der Satz stand:

"... unter allen, die von einer Frau geboren sind, ist keiner aufgetreten, der größer ist als Johannes der Täufer; der aber der Kleinste ist im Himmelreich, ist größer als er."

In der Fortsetzung seiner Predigt erklärte Pastor Borcholt, dass Jesus seine Zeitgenossen mit der Frage provoziert habe, warum sie sich auf den Weg zu Johannes in die Wüste gemacht hätten. Dann fragte er direkt: "Auch wir befinden uns für eine kirchliche Veranstaltung an einem ungewöhnlichen Ort. Warum sind Sie, warum seid ihr gekommen? Weil es im Anschluss Würstchen gibt? Um das Schuljahresende zu feiern? Weil man nette Leute trifft? Weil mehrere gute Chöre aufeinander treffen? Weil der Gottesdienst in der Natur gefeiert wird?" Er beantwortete die Frage so: Die Situation sei heute eine andere wie zu Zeiten Jesu. Johannes war ein bedeutender Mann. Er war der, der die Menschen auf Jesus vorbereitete. Mit Blick auf Gott war das eine weltgeschichtliche Veränderung.

Jesus spricht vom Groß- und Kleinsein und davon, dass im Himmelreich der Kleinste größer sei als der Größte auf Erden. Großsein wollen wir alle. Wir wollen gern gesehen und gehört werden. Heute habe es Schulzeugnisse gegeben. Die Allermeisten seien stolz, wenn man die Versetzung erreicht oder besondere Noten bekommen habe. Da und dort habe es vielleicht auch Tränen gegeben. Wir wollen gern groß und gut sein. Wenn das gelänge, wäre es schön. Das Leben wäre langweilig, wenn es nicht auch Noten gäbe. Manchmal würden wir uns klein fühlen, wenn wir den Anforderungen nicht gewachsen seien. Im Himmelreich wäre es anders, da gäbe es keine Noten. Da sei der "Kleinste" größer als der "Größte". Gott können wir nicht mit Leistungen beeindrucken. Trotzdem freue er sich über gute Taten. Gott schenkt sich uns, egal, ob wir uns groß oder klein fühlen. Er gibt, heilt und vergibt uns - ganz umsonst -, wenn wir Vertrauen haben, dass Gott unser Leben gelingen lässt.Die Aufgabe Johannes des Täufers sei gewesen, auf dieses neue Leben hinzuweisen. Johannes wäre der letzte Prophet des Alten Bundes gewesen.Dann ging der Pastor auf die Ökumene ein: "Drei Chöre, drei Chorleiter. Es sind drei Konfessionen vertreten, die auch im ökumenischen Gesprächskreis arbeiten. Es ist ein Geschenk, das wir pflegen und weiterführen wollen."

Weil nun die Reisezeit ansteht, wurden vor der Feier Zettel mit einem "Reisesegen" verteilt. Dieser wurde von der Festgemeinde abschnittsweise vorgelesen:

Wir bitten Gott um seinen Segen:

  • Gott unser Vater, segne uns und behüte uns vor allem Bösen, behüte uns, wenn wir fortgehen und wiederkommen.
  • Er, der uns jeden Tag neu das Leben schenkt, lasse sein Angesicht leuchten über uns.
  • Er, der die Liebe ist, die uns kraftvoll und stark macht, nun Mensch zu sein unter Menschen, wende uns sein Angesicht zu.
  • Er führe uns durch diese Tage und gebe uns so die Kraft, seine Liebe zu leben.
  • So segne und begleite uns der lebendige Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. Amen".

"Diesen Zettel kann man ins Portmonee stecken und ihn immer mal wieder lesen" riet Peter Borcholt.

Zum Abschluss des Gottesdienstes sangen die Chöre und die Gottesdienstbesucher zusammen "Laudato si".

Nach dem Gottesdienst wurde die Gemeinschaft im gemütlichen Beisammensein vertieft. Die Kinder hielten am Lagerfeuer lange Äste mit Teig in die Glut, um Stockbrot zu backen, oder vergnügten sich bei verschiedenen Spielen. Das Kindergottesdienstteam der St.-Paulus-Gemeinde bastelte Hüte aus Zeitungen, verziert mit bunten Kreppbändern. "Als Zeichen, dass wir von Gott behütet sind", erklärte Pastor Borcholt. Die Erwachsenen machten es sich mit Bratwurst, Hot-Dogs und Getränken wie Wasser, Cola, Sprudel, Bier oder auch einem Gläschen Sekt auf den Bierzeltgarnituren gemütlich. Eng beieinander sitzend kam man ins Gespräch. Sowohl von den Besuchern als auch von den Sängern der Chöre hörte man oft den Satz: "Das sollten wir wiederholen."

G.S.

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